«No monastery?» Als Erstes fragte mich Nev vor einigen Jahren an der Pfarrhaustür, ob es in Burgdorf kein Kloster habe. Er war auf dem Jakobsweg unterwegs, zu Fuss von Prag nach Santiago de Compostela. Er suche ein Kloster, in dem er günstig übernachten könne. Er bezog bei uns Quartier und blieb zwei Nächte.
Im Emmental gibt es keine Klöster mehr. Das geht auf die Reformation von 1528 zurück. Als Gemeindeleiter in der Region Burgdorf interessierte es mich, ob noch Spuren von Klösterlichem vorhanden sind. Nach der Pensionierung fand ich Zeit, katholisch mitgestalteten Geschichten nachzugehen.
Ich stellte einen Text von 71 Seiten zusammen unter dem Titel «Von Klöstern, Kirchen, Stadt und Land – Geschichten aus Burgdorf, dem Emmental und der Region Bern». Im aktuellen «pfarrblatt», der Zeitung der römisch-katholischen Pfarreien des Kantons Bern (Alter Kantonsteil), wird auf meine Erzählung aufmerksam gemacht.
Die «pfarrblatt»-Redaktion bringt in Nr. 5-6/2018 einen Schwerpunkt zu «Katholisch im Emmental». Darin findet sich meine Reportage «Gesucht: Ein Kloster im Emmental». Mit einer Reise zu fünf Stationen wird der Appetit geweckt auf die Lektüre der längeren Erzählung.
In der Reportage besuche ich Trub. Dort befand sich von den 1120er Jahren bis 1528 eine Abtei des Benediktinerordens. Ich besuche Rüegsau, Ort des ehemaligen Benediktinerinnen-Klosters. Beide Klöster wurden von Thüring von Lützelflüh gestiftet. Etwas oberhalb steht in Rüegsbach heute noch die Kapelle St. Blasius. Deren Glocken sind die ältesten der Schweiz und stammen aus dem 12./13. Jahrhundert. Ich besuche Ranflüh. Dort liegt vor dem Alters- und Pflegeheim Dändlikerhaus ein Findling. Er markiert den geografischen Mittelpunkt des Verwaltungskreises Emmental. Zeigt er auch etwas von der Mitte der Region?
Nächste Station ist Burgdorf. Beim Staldenkehr stand einst ein Franziskanerkloster. Heute inspirieren dort vier in Beton gegossene Worte zu Gedanken-Spielen.
Zum Abschluss der Reise nehme ich Sie mit hinauf zur Aspiegg-Linde. Der Blick weitet sich, äusserlich wie innerlich. Hier oben ist, obwohl oder gerade weil es keine Klostermauern hat, eine klösterlich angehauchte Stimmung zu erleben.
In meiner längeren Erzählung finden sich Klostergeschichten zu Beginn des 1. Kapitels. Dort berichte ich zudem vom Aufstieg der Stadt Burgdorf unter den Zähringern. Auch die Kyburger sowie Burgdorf als bernische Landstadt werden erwähnt. Im 2. Kapitel thematisiere ich kurz Auswirkungen der Reformation von 1528 im Bernbiet.
Einen grossen Sprung braucht es im 3. Kapitel ins 19. Jahrhundert. Ein katholischer Neustart beginnt vorerst nur in der Stadt Bern. Neue Kirchen und Pfarreien entstehen im Emmental erst im 20. Jahrhundert, wie das 4. Kapitel nachzeichnet. In Kapitel 5 skizziere ich die Renovation der katholischen Kirche in Burgdorf zwischen 2007 und 2016. Doch nicht nur die Kirche wird umgebaut. Umgebaut wird hier wie im ganzen Bistum Basel die Organisation der Pastoral, die regionale Zusammenarbeit in Pastoralräumen. Das wird in Kapitel 6 kurz angeschnitten. Zum Schluss unternimmt das 7. Kapitel einen Rundgang durch die kleine Kirche auf dem Hügel über der Stadt Burgdorf. Es schliesst poetisch.
Unterwegs im Emmental. Unterwegs in Geschichte und mit Geschichten. Tempora mutantur et nos mutamur in illis. Mit oder ohne Kloster.