In meiner Werkstatt steht, hängt und liegt vieles herum, das mit Geschichte zu tun hat. Mit meiner Geschichte. Mit Schweizer Geschichte. Mit Kirchengeschichte. Mit Weltgeschichte. – Wie sieht es in dieser Hinsicht bei Ihnen aus?
Eintauchen in andere Zeiten, das ist ja eins zu eins nicht möglich, ich lebe heute. Auf Reisen erfahre ich Begegnungen mit historischen Figuren und Bauwerken. Sie werden etwas spürbar dank guter Erzählungen. Im Fernsehen kann ich in die Ferne sehen, örtlich wie zeitlich. In Zeit-Schriften und Büchern lese ich über ausgewählte Ereignisse der Vergangenheit.
Zur Zeit liegen drei dicke Bücher neben mir. Vor kurzem gekauft, warten sie, bis ich sie in die Hand nehme und zu lesen beginne.
„Schnee in Samarkand“ von Daniel Schwartz ist ein Reisebericht aus dreitausend Jahren. Im Herbst besuchte ich die faszinierende Stadt an der Seidenstrasse in Zentralasien. Die Lektüre wird länger dauern als mein kurzer Aufenthalt dort. Und mit der neu geplanten Seidenstrasse werden eines Tages neue Erzählungen an unsere Ohren dringen.
„Der Morgen der Welt“ von Bernd Roeck beleuchtet die Geschichte der Renaissance. Die 49 Kapitel handeln von Politik und Religion, von Künsten und Philosophie. Europa wurde während der Renaissance im 15. und 16. Jahrhundert stark verändert, ja umgewälzt, mit welthistorischen Folgen. Der Lauf der Zeit lief weiter, neue Generationen folgten.
„Der Dreissigjährige Krieg“, das Buch von Herfried Münkler, kreist um eine europäische Katastrophe, um ein deutsches Trauma, von dem auch ein Teil der heutigen Schweiz betroffen wurde. Von 1618 bis 1648 dauerte der längste Krieg auf deutschem Boden. Brutalste Gewalt wurde angewendet. Der Autor will mit Details über jenen Krieg Kriege der Gegenwart einigermassen verstehen lassen (wenn das überhaupt möglich ist).
Drei in jeder Hinsicht sehr umfangreiche, schwere Bücher sind es, deren Lektüre ich mir vornehme. Ich gebe mir viel Zeit und langen Atem, um den Fokus auf europäische und zentralasiatische Ereignisse zu richten. Auf Ereignisse in der Vergangenheit und auf jene, die gegenwärtig ablaufen. Dazu helfen mir u.a. das „Echo der Zeit“ im Radio und das Lesen von Zeitungen.
Ein Blickwechsel tut mir jetzt gut. Denn Anfang Dezember stellte ich einen im Verhältnis sehr kurzen Text mit 71 Seiten über kirchlich-katholische Lokalgeschichte(n) im Emmental fertig. Sein Titel: „Von Klöstern, Kirchen, Stadt und Land – Geschichten aus Burgdorf, dem Emmental und der Region Bern“. Dazu schrieb ich eine knapp dreiseitige Reportage fürs Berner Pfarrblatt unter der Überschrift „Gesucht: ein Kloster im Emmental“. Sie soll Appetit machen auf den längeren Text und erscheint Ende Januar in Nummer 5-6/2018.
„Kurz“, „lang“ oder „länger“ – es sind sehr relative Begriffe, wenn Geschichte geschrieben und Geschichten erzählt werden.