Fünf Jahre Ideen zu einer Zeitenwende

Hie und da höre ich aus dem Kreis von regekult-Leser:innen die Kritik, ich würde mich in den verschiedenen Rubriken zu sehr mit Vergangenheiten beschäftigen. Ich antworte jeweils: Nur wer Vergangenheiten kennt, kann Schritte vorwärts machen. Die Antwort befriedigt meistens jedoch nicht. Vielmehr bestärkt sie Kritikter:innen in deren Meinung. Doch stimmt dieses Urteil tatsächlich? Wo schlägt sich seit dem 24. Februar 2022 die von einigen Leuten ausgerufene Zeitenwende, gar der ausgerufene Zeitenbruch auf regekult.ch nieder? Gibt es zur Geistesgegenwart erhellende Texte? Wo bleiben Ideen für Zukünftiges? Der Begriff „Zeitenwende“ übrigens ist keine Neuerfindung.

Über Gott und die Welt denke ich nicht erst seit dem 24. Februar 2022 nach. Seit fünf Jahren, seit Dezember 2017, arbeite ich in meiner kleinen Werkstatt für das Online-Magazin regekult.ch. Themen im Dreieck Religion Gesellschaft & Kultur stehen darin im Vordergrund. Manchmal staune ich selber, was alles hinter dem Inhaltsverzeichnis versteckt ist. Welche Texte beziehen sich auf das Heute oder auf das Morgen in unseren Breitengraden? Auf das Bewältigen aktueller Herausforderungen? Ich lade Sie zum langsamen Wiederlesen einiger Beispiele ein. Es betrifft vor allem lange Texte. Sie als Leser:in brauchen einen langen Atem.

Mit Philipp Blom ein neues Narrativ suchen
Der Historiker und Philosoph Philipp Blom schrieb das Buch Das grosse Welttheater. Darüber führte er ein längeres Gespräch mit Frank M. Raddatz in der Kulturzeitung Lettre International. Auszüge davon bringt regekult.ch. Philipp Blom plädiert für ein neues Narrativ, für die Zusammenschau von Mensch und Natur. Reziproke Prozesse wären hilfreicher als Einbahnstrassen.
Schönheit und Desaster

Wo steckt der Mensch? Was macht ihn aus?
Der französische Publizist Régis Debray schrieb vor der Coronavirus-Pandemie einen Text unter dem Titel Das grüne Zeitalter. Ich fasse ihn zusammen und füge Anmerkungen bei. Sie beziehen sich auf die Lektüre des Essays während der aktuellen Krise im März 2020. Dahinter verbirgt sich die Frage, ob sich der gleiche Text unter anderen Umständen auch anders liest. Unabhängig davon sind seine Überlegungen ein paar weiter führende Einsichten wert.
Das grüne Zeitalter

Theopoesie als neuer Reiseführer
Es ist ein moderner Philosoph, der 20 Essays in ein Buch presst und daraus einen speziellen kulturgeschichtlichen Reiseführer macht. Peter Sloterdijk beschäftigt sich mit dem „Unternehmen Theopoetik“. Das griechische Theater, die katholische Liturgie, Poesien der Geduld, solche der Übertreibung und vieles mehr haben darin Platz. Es geht sprachgewaltig ums Dichten, Umdichten und Neudichten alter Geschichten. Gute Reise!
Mehr Platz für Theopoesie

Europa. Eine Geschichte seiner Kulturen
Was macht Europa aus? Mehr als 2000 Jahre Kulturgeschichte durchforstet der Literaturwissenschaftler Jürgen Wertheimer auf seiner Reise durch das Kunstprodukt Europa. Der Kontinent sei ein Hybrid, schreibt er, filigran und zerbrechlich. Er bestehe aus Gegensätzen und Widersprüchen. Der Autor erkundet sie kenntnisreich und weist auf typische Signaturen Europas hin. Und welche Rolle spielt die Schweiz im europäischen Kontext? Eine anarchische, sagt der Historiker Oliver Zimmer. Lesen Sie 38 Seiten, die Sie zum Staunen bringen werden.
Europa

Alltagschristen, Humanisten, moderne Kirchenchristen usw.
Seit 1989 werden in der Schweiz Studien erstellt, welche die religiöse Landschaft in der Schweiz erkunden. Veränderungen, Entwicklungen, Typologien werden aufgezeigt. Ich weise mit 20 Seiten auf Erkenntnisse hin und dokumentiere einige Zahlen. Aktuelle Tendenzen fehlen im Text nicht, ebenso eine längerfristige Einschätzung.
Religiöse Landschaften erkunden

Aus der Natur ein Bild statt aus der Bibliothek tausend Bücher
In Bibliotheken stehen 1000 Bücher zur alten, lebendigen Institution katholische Kirche. Wobei die Zahl 1000 für „sehr viele“ steht. Ich nehme die Zahl 1000 auf und schreibe über „eine Tausendfüsslerin, die durch die Gegend stolpert“. Die 1000 Füsse sind symbolisch gemeint. Sie bezeichnen eine grosse Anzahl von Wahrnehmungen, Aussagen, Bildern, Verhaltensweisen der Kirche. Ich beschränke mich auf wenige. Weitere würden selbstverständlich dazugehören.
Eine Tausendfüsslerin stolpert durch die Gegend

PS: Kurze Texte, auf der Startseite als Blog verfasst, nehmen ebenfalls Gegenwärtiges auf. Klicken Sie einen beliebigen Monat an.

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